Publikumsliebling Jaecki Schwarz
Mehr als zwei Jahrzehnte gehörte Jaecki Schwarz zum Berliner Ensemble, er stand für Größen wie Peter Zadek auf der Bühne. Er ist einer der ostdeutschen
Schauspieler, die auch nach dem Mauerfall weiter erfolgreich waren. Am 26. Februar wird der Berliner 75 Jahre alt.
Von Auftritten im Krimi "Ein starkes Team" abgesehen, arbeitet Schwarz nur noch wenig. Wenn er davon am Telefon erzählt, klingt das aber nicht verbittert. "Das
ist einfach die Realität. Die Angebote sind fast gleich null. Ich warte nicht auf eine dritte Karriere in Hollywood." Krimis guckt er im Fernsehen nur selten. Er kennt
die Tricks der Drehbücher, wenn mal wieder die DNA als Beweis herhalten muss.
Die "Polizeiruf"-Fälle aus Halle waren viele Jahre ein Quotengarant, 2013 war Schluss. Wie viele Sender tauschte der MDR die Ermittler aus. 17 Jahre waren die
Kommissare Schmücke & Schneider, die beide mit Vornamen Herbert hießen, auf Verbrecherjagd. Der Autor Andreas Kurtz widmete den Männern ein Buch,
"Herbert & Herbert". Für ihn waren sie im Krimi "keine Figuren, die das Papier von Drehbüchern rascheln, sondern Menschen, die sich angrummeln, -schnauzen
und -zicken."
Die Arbeit schweißte Winkler und
Schwarz zusammen. Sie bestanden
auf gemeinsame Garderoben-
Räume und lasen zusammen
Zeitung, Winkler den Sportteil und
Schwarz das Feuilleton. Winkler
starb 2019. Sein Kollege vermisst
heute die gemeinsamen
Autofahrten, das Rumkommen. "Er
war verträglich und nicht vom
Ehrgeiz zerfressen", sagt Schwarz
über Winkler. Nicht immer der Erste
sein müssen: Das hätten die beiden
gemein gehabt.
Ein Blick zurück: Jaecki Schwarz
wurde in Köpenick geboren, nach
dem Abitur machte er zunächst eine
Lehre als Fotochemie-Facharbeiter,
Schauspieler wurde er an der
Filmhochschule in Potsdam-
Babelsberg.
1967 hatte er seine erste Hauptrolle
in "Ich war 19". Konrad Wolfs
autobiografische Geschichte handelt
von einem jungen Deutschen, der
1945 als Leutnant der Roten Armee
in seine Heimat zurückkehrt. Wenn
man Schwarz nach besonders
sehenswerten Werken aus seiner
Karriere fragt, nennt er diesen Film.
Und auch "Die Schlüssel", ein Defa-
Drama von 1973, in dem er neben
Jutta Hoffmann die Hauptrolle
spielt.
Am Berliner Ensemble gab es zu DDR-Zeiten eine gewisse Art Narrenfreiheit, so schildert es Schwarz. "Wir waren Hofnarren, denke ich. Wir konnten uns ein
paar Sachen erlauben." Die Stasi sei dort zwar auch aktiv gewesen, aber sie habe sich nicht so festkraken können wie in den Betrieben. Nach der Wende habe
er großes Glück gehabt, sagt Schwarz. "Ich konnte anschließen. Ich fiel in kein Loch." Er reist gerne. Er konnte durch Gastspiele schon zu DDR-Zeiten etwas
von der Welt sehen, aber unter anderen Umständen, früher war das Geld knapper.
Offen geht Schwarz mit seiner einstigen Sucht um. "Alkoholismus ist keine Schwäche, sondern eine Krankheit", sagte er vor einigen Jahren. "Einem Alkoholiker
muss geholfen werden, das darf nicht unter den Tisch gekehrt werden." Auch dass Schwarz schwul ist, ist schon lange bekannt. Er lebt als Single. Dass es
heute noch Schlagzeilen macht, wenn ein junger Schauspieler sein Coming-out hat, wundert Schwarz nicht. Für die Leute scheine das noch etwas Besonderes
zu sein. Dabei sei es doch wurst. "Aber das ist eben die Dummheit der Leute, weil sie nicht aufgeklärt sind." Gerade hat er bei einem queeren Manifest von 185
Schauspielerinnen und Schauspielern im Magazin der "Süddeutschen Zeitung" Flagge gezeigt.
Wie es ihm gesundheitlich geht? Normal. Seine Wohnung in Berlin-Mitte liegt im neunten Stock. Da muss er "unterwegs mal auspusten", wenn der Fahrstuhl
nicht geht. Er vermisst, dass er wegen der "Corona-Kacke" nicht verreisen kann. Sein Lieblingsziel sind die Malediven. An seinem Geburtstag würde er gerne
nach Heringsdorf an die Ostsee fahren, wenn es geht.
Womit man ihm eine Freude machen kann? Bei Wünschen ist er bescheiden: "Alles, was ich brauche, habe ich. Ich habe sogar mehr, als ich brauche." Wenn
Gäste Jaecki Schwarz fragen, was sie mitbringen können, pflegt er zu sagen: gute Laune oder Appetit.