In dieser Mischung aus Berufswelt- und Familienserie aus den Studios der DEFA werden die
beruflichen Herausforderungen geschildert, denen Herr Karsten, Kapitän der "M. S. Fichte" mit
seiner Mannschaft stellen muss. Die "M. S. Fichte" ist ein Überseefrachter, auf dem allerhand
passiert: so werden in den einzelnen Episoden auch die Liebesbeziehungen der Crewmitglieder
thematisiert, aber auch die Probleme, die sich für alle Ergeben wie kritische Momente auf dem
Meer und so weiter.
Ausgestrahlt wurde die in Farbe gedrehte vom Deutschen Fernsehfunk produzierte Serie von
Jänner bis März 1977 im ersten DDR-Programm um 20.00 Uhr, immer freitags. Die neun
Episoden hatten unterschiedliche Länge, und zwar zwischen 60 und 75 Minuten.
Sie war ein echter Straßenfeger, der Millionen Zuschauer in der DDR ab Januar 1977 an die Fernsehschirme
fesselte: "Zur See". Die Serie des DDR-Fernsehens wurde schon nach Ausstrahlung der ersten Folgen zur Legende.
Noch heute erinnert sich wohl jeder Zuschauer an die Titelmelodie, die einen als Ohrwurm wochenlang begleitet
hat. Horst Drinda, Jürgen Zartmann, Günter Schubert - die bekanntesten DDR-Schauspieler jener Zeit fahren als
Seeleute an Bord der MS "Fichte" um die halbe Welt und haben dabei die abenteuerlichsten Situationen zu
meistern: sei es ein Brandsatz an Bord, ein Bullenkampf an Deck, ein Motorschaden auf hoher See oder die
Rettung eines schwer kranken Crew-Mitglieds in allerletzter Minute. Fesselnde Geschichten, zwischen Alltag und
Krisen - und etliche davon basieren auf wahren Begebenheiten. Die Dreharbeiten dauern mehr als zwei Jahre,
denn das Schiff ist eigentlich ein Ausbildungsfrachter der Deutschen Seereederei, auf dem Matrosen und Offiziere
ihre praktische Ausbildung auf "Großer Fahrt" beenden.
Die fast 300 Mann Besatzung sind deshalb auch als Komparsen bei den Dreharbeiten voll im Einsatz. Die Reise mit
der Filmcrew geht Richtung Kuba. Direkt. So der Wunsch des DDR- Fernsehens. Westliche Häfen sollen auf keinen
Fall angelaufen werden - personelle Verluste will man unbedingt vermeiden. Jürgen Zartmann : "Die haben ja extra
die Route geändert.
Ursprünglich sollte es über Göteborg gehen. Dann gingen auf See die Hilfsdiesel kaputt und wir sind in Aalborg an
Land! Und alle kamen wieder." Eva Stein, die Drehbuchautorin erinnert sich noch heute: "Eigentlich ist es
erstaunlich, dass eine solche Serie überhaupt produziert wurde, die das Fernweh der eingemauerten DDR-
Bevölkerung ja noch verstärken musste." Allerdings waren auch ganz pragmatische Probleme Anlass für diese
Fernsehserie. Denn die Deutsche Seereederei hatte schlichtweg Personalnotstand und man wollte mit den
spannenden Abenteuern junge Leute von der Seefahrt begeistern. Fernseh-Kapitän Horst Drinda ging in seinen
Drehpausen an Bord einem besonderen Hobby nach: Mit seiner 16mm-Kamera filmte er den Schiffsalltag und
natürlich auch immer wieder die Dreharbeiten. Dieses teilweise unveröffentlichte Filmmaterial, zusammen mit
privaten Tagebuchaufzeichnungen und Zeitzeugeninterviews sowie Ausschnitte aus der Serie erzählt über eine
Fernsehserie, die nicht nur in der DDR Geschichte schrieb. Wolfgang Rademann, bekannter Westberliner
Fernsehproduzent, war vom Erfolg von "Zur See" so beeindruckt, dass er Ende der 1970iger Jahre sagte: "So
etwas müssen wir auch machen". Und vier Jahre nach der Erstausstrahlung der DDR-Serie geht 1981 im ZDF "Das
Traumschiff" auf Sendung und läuft bis heute.
2012