In Ungarn sehr beliebten Tucker Carlson als vernünftige US-Stimme verwiesen. Weil er deshalb in den USA inzwischen als Verräter beschimpft wird, beklagte der Fox-News-Mann jüngst die Hexenjagd gegen ihn.Mit rhetorischen Tricks, wie Carlson sie anwendet, lassen sich die Putinversteher und Freunde autoritärer Strukturen weltweit vereinen – auch dann, wenn es etwa um eine angeblich vorherrschende "Cancel Culture" geht, also das Bestreben, Personen oder Organisationen zu ächten, die diskriminierend handeln oder diskriminierende Aussagentätigen. Republikaner beschäftigten sich noch in den ersten Tagen von Putins Krieg fast ausschließlich mit der Frage, wie man gegen um sich greifende politische Korrektheiten vorgehen müsse.Ausgerechnet der russische Präsident Putin trieb diese Strategie in seiner jüngsten TV-Ansprache auf die Spitze: Der Westen und dessen dekadente Gesellschaften wollten nichts anderes, als "Russland zu canceln", also abzuschaffen, sagte er. Putin weiß damit auch die russisch-orthodoxe Kirche an seiner Seite. Deren höchster Vertreter Kyrill I. rechtfertigte Russlands Vorgehen in der Ukraine jüngst damit, dass es um das "metaphysische" Ziel, die "sogenannten Werte" des Westens abzuwehren, ginge.In einer homophoben Tirade trug der orthodoxe Patriarch vor, der Konflikt mit der Ukraine sei die Fortsetzung eines grundlegenden Kulturkonflikts zwischen der russischen Welt und den westlichen liberalen Werten, die etwa in Schwulenparaden Ausdruck fänden. Als "homosexuelle Propaganda" ist in Russland schon lange jegliches Engagement für Gleichberechtigung verboten, weil das angeblich Minderjährige gefährde. Die religiösen Rechten in Russland sind dabei der engste Partner Putins.Sie zieht sich wie ein Nervengift ausgerechnet auch durch das vor Putin warnende Polen, das schon "LGBTQ-freie-Zonen" eingeführt hatte, durch Ungarn mit seinem Anti-LGBTQ-Gesetz und es reicht bis in die USA, zum Beispiel nach Florida.Dort wurde vor wenigen Tagen ein von Kritikern als "'Don't say gay'-Bill" bezeichnetes Gesetz verabschiedet. Demzufolge soll es künftig untersagt sein, Schülerinnen und Schüler bis zu einem bestimmten Alter über Homosexualität aufzuklären. Sonst sei, so heißt es in vorgebrachter und aus Russland bekannter Sorge, das Kindeswohl gefährdet.Der Zweifel an der Demokratie, der Hass gegen die Freiheit und gegen Minderheiten wird überall auf der Welt gesät, auch in vermeintlich gefestigten Staaten. "Wehret den Anfängen", ist eine bisweilen zur Floskel verkommene Redensart, an die man aber leider oft genug erinnern muss. Die Verherrlichung und Verharmlosung von Putin ist vielerorts beängstigendDie eh schon hohen Inflationsraten drohen durch die Folgen des Ukraine-Krieges weiter zu steigen. Die US-Notenbank macht darum jetzt ernst: Sie erhöht erstmals seit 2018 den sogenannten Leitzins. Warum das auch für die Deutschen positive Nachrichten sind – wenn auch nicht sofort –, kommentiert unser Wirtschaftsressortleiter Florian Schmidt.