Was treibt Assad in Moskau?
Ein Jahr nach dem Sturz: Was treibt Assad in Moskau?
MOSKAU Syrien feiert den Jahrestag des Sturzes von Diktator Baschar al-Assad. Dieser soll in seinem Moskauer
Exil stundenlang gamen oder in der Mall seines Luxushochhauses shoppen gehen.
Hunderttausende zelebrierten den gestrigen Jahrestag mit Militärparaden, Konzerten und Kundgebungen als «Tag
der Befreiung». Doch das Land steht vor großen Herausforderungen. Viele Regionen liegen in Trümmern. Die
Wirtschaft ist instabil.
Die Assad-Herrschaft hat ein tief gespaltenes Land hinterlassen. Alawiten und Christen, früher von Assad
geschützt, fürchten Racheakte. Im Süden töteten Kämpfe zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen Hunderte.
Assad-nahe Kreise in Russland schüren die Spannungen. Laut Reuters planen ein Cousin, Rami Makhlouf, sowie der
ehemalige Spionagechef Kamal Hassan von Moskau aus einen Aufstand gegen die neuen Machthaber.
Seit seinem Sturz lebt Assad (60) isoliert in Russland. Er pendelt zwischen drei Wohnungen in Moskwa City und
einer Villa außerhalb Moskaus. Er soll «Stunden mit Online-Videospielen» verbringen und manchmal das
Einkaufszentrum im Untergeschoss besuchen.
Seine krebskranke Frau Asma ringt mit dem Tod, ihr Zustand sei schlecht. Bruder Maher wohnt im Four Seasons
Hotel, betrinkt sich und raucht Shisha. Das berichten Assad nahe Kreise der «Zeit», verifizieren lassen sich
die Angaben nicht. Die Assads bewegen sich frei, ein privater Sicherheitsdienst schützt sie. Gleichzeitig
kursieren Gerüchte, Assad sei in Moskau vergiftet worden, habe aber überlebt. Syrien hat im September einen
Haftbefehl gegen ihn erlassen. Doch Wladimir Putin, der Assad «aus humanitären Gründen» Asyl gewährt, lehnt
eine Auslieferung ab. ANN GUENTER