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Zizek: Warum Russland und USA eine „kastrierende Operation“ durchmachen sollten Berliner Zeitung 28. März - Präsident Zelensky wandte sich auf Russisch an die russischen Soldaten und versprach ihnen Sicherheit und eine angemessene Behandlung, falls sie gefangen genommen werden oder sich der ukrainischen Armee ergeben. In krassem Gegensatz zu dieser Haltung stand eine Nachricht von Russia Today (die von den großen  westlichen Medien aufgegriffen wurden und wahr zu sein scheint): Gennadiy Druzenko, 49, der Verantwortliche für ein mobiles Krankenhaus im Kriegsgebiet in der Ostukraine, sagte, er habe sein medizinisches Personal angewiesen, „gefangene russische Soldaten zu kastrieren“, weil sie „Kakerlaken und keine Menschen“ seien, berichtet die russische Nachrichtenagentur RT. „Glauben Sie mir, Putins militärische Ausrüstung brennt gut. Die Leichen von diesen ‚Putinoiden‘ mögen stinken, aber sie werden nicht mehr bedrohlich sein“, sagte er. Druzenko, ein Verfassungsrechtler, der zum freiwilligen Frontsoldaten wurde, entschuldigte sich für seine Worte, nachdem er Morddrohungen erhalten hatte. In einem kurzen Facebook-Post nahm Druzenko seine Worte zurück und fügte einen Screenshot hinzu, der eine an ihn gerichtete Drohung zu sein scheint. Er sagte, dass sein Krankenhaus „niemanden kastriert und dies auch nicht tun wird. Das waren die Emotionen. Es tut mir leid. Wir retten Leben. Punkt.“
Die unmittelbare Reaktion auf diese Nachricht sollte lauten: So verteidigt die Ukraine also Europa? Selbst die Entschuldigung ist zweideutig: Druzenko hat sich entschuldigt, nachdem er Morddrohungen erhalten hatte, als ob er dies nur getan hätte, um sein Leben zu schützen, und nicht, weil er seine Meinung aufrichtig geändert hat und sich des Schreckens seiner Äußerungen bewusst geworden ist. Solche Vorschläge sollten eindeutig verurteilt werden, und jegliches vergleichende „Verständnis“ (im Stil von „Dies ist ein unbedeutender Vorfall im Vergleich zu einem Massenmord, den die russische Armee begeht“) ist obszön. Wir sollten uns auch genau ansehen, was auf der ukrainischen Seite passiert. Denn auch so erhalten wir Hinweise darauf, was aus der Ukraine wird, wenn sie – wie wir alle inständig hoffen – ihre Unabhängigkeit behält. So hat das staatliche Komitee für Fernsehen und Rundfunk der Ukraine im Jahr 2018 die Übersetzung des Buches „Das Buch der Diebe“ des schwedischen Historikers Anders Rydell verboten: Auf ziemlich plumpe Art und Weise wurde in dem Erlass behauptet, das Erscheinen des Buches würde „zu ethnischem, rassischem und religiösem Hass aufstacheln.“ Und wie das? Der Grund für das Verbot ist Rydells kritische Analyse der Taten von Symon Petliura, einem Nationalisten, dessen Truppen in Pogromen unzählige Juden ermordeten. Darüber hinaus gibt es noch andere dunkle Anzeichen, wie die Verbotsmaßnahmen gegen die ukrainische Linke, als ob diese automatisch pro-putin wäre. So eine Kritik sollte unser Engagement für die ukrainische Freiheit in keiner Weise untergraben oder einschränken. Und es wäre ein Leichtes, Dutzende ähnlich obszöne Äußerungen und Handlungen auf russischer Seite zu finden. Es genügt auf Aleksandr Dugin zu verweisen, Putins Hofphilosoph, der sagte: Russland hätte viel früher eingreifen müssen, zumindest nach den Ereignissen auf dem Maidan. Und die Tatsache, dass das Land die Gelegenheiten verpasst hat, „ist das Zeichen eines tiefen, tiefen Hasses unseres Präsidenten auf jegliche Form von Gewalt (...). Er hasst den Krieg (...). Putin ist ein liberaler Demokrat, er ist sehr westlich eingestellt, er achtet sehr auf globale Regeln (...). Das heißt, er sieht keine andere Lösung in seiner sehr liberal-demokratischen, fast globalistischen Vision der Welt.“ Wer braucht bei solchen „liberalen Demokraten“ schon Neonazis? Der Grund, warum ich den Vorfall mit dem ukrainischen Sanitäter erwähnt habe, ist der, dass ein Freund mich auf ein Interview auf der serbischen Sputnik-Website mit dem Putin-freundlichen Filmregisseur Emir Kusturica aufmerksam gemacht hat, der – ob Sie es glauben oder nicht – MICH als die Inspirationsquelle für die Kastrationsdrohung des ukrainischen Sanitäters bezeichnet hat. Hier sind seine genauen Worte: „Wir haben gesehen, wie neulich ein slowenischer Philosoph den ukrainischen Arzt inspiriert hat und sagte, dass alle Gefangenen kastriert werden sollten... dass die inhaftierten Russen kastriert werden sollten.“ In meiner ersten Reaktion auf die russische Invasion habe ich tatsächlich von Kastration und Vergewaltigung gesprochen, aber dabei bezog ich mich auf Putin selbst als meine Quelle. Damals, 2002, antwortete Putin auf die Frage eines westlichen Journalisten mit folgenden Worten: „Wenn Sie ein radikaler Islamist werden wollen und bereit sind, sich beschneiden zu lassen, dann lade ich sie nach Moskau ein. Wir sind ein multikonfessionelles Land. Wir haben Spezialisten für diese Fragen [der Beschneidung, Anm. d. Red.]. Ich werde empfehlen, die Operation so durchzuführen, dass danach nichts mehr wächst.“ Eine ziemlich vulgäre Kastrationsdrohung. Und was ist mit der Vergewaltigung? Die Quelle ist wieder Putin, hier ist ein Zitat aus meinem Text, in dem ich dies ausführe: „Auf einer Pressekonferenz am 7. Februar 2022 stellte Putin fest, dass die ukrainische Regierung das Minsker Abkommen nicht respektiert. Dann fügte Putin hinzu: ‚Ob es dir gefällt oder nicht, es ist deine Pflicht, meine Schöne‘. Der Spruch hat eine bekannte sexuelle Konnotation: Putin schien aus dem Lied ‚Sleeping Beauty in a Coffin‘ der sowjetischen Punkrockgruppe Red Mold zu zitieren: „‚Dornröschen in einem Sarg, ich pirschte mich an sie heran und schlief mit ihr. Ob es dir gefällt oder nicht, schlaf meine Schönheit.‘ Obwohl der Pressesprecher des Kremls behauptete, Putin habe sich auf eine alte volkstümliche Redensart bezogen, ist der Bezug zur Ukraine als Objekt der Nekrophilie und Vergewaltigung eindeutig.“ Ich schloss meinen Kommentar mit diesen Worten: „Deshalb sollten wir der internationalen Gemeinschaft empfehlen, Russland (und bis zu einem gewissen Grad auch die USA) einer kastrierenden Operation zu unterziehen – sie so weit wie möglich zu ignorieren und an den Rand zu drängen, sie wie peinliche Obszönitäten zu behandeln, wie einen Kerl, den man in der Öffentlichkeit auf der Straße kotieren sieht, und dafür zu sorgen, dass danach nichts mehr von ihrer globalen Autorität wächst.“ Man kann darüber diskutieren, ob meine Metaphern zu provokativ sind, aber drei Dinge sind aus den zitierten Fragmenten klar ersichtlich. Ich habe das Thema der Kastration und der Vergewaltigung von Putin übernommen. Ich schlage keine Kastration vor, sondern eine „kastrierende Operation“, deren Bedeutung ich klar spezifiziere („sie so weit wie möglich zu ignorieren und zu marginalisieren...“). Und ich schließe die USA in die Liste mit ein, indem ich sie bis zu einem gewissen Grad für die Situation in der Ukraine verantwortlich mache. Wie wir von all dem zu dem Vorschlag kommen, russische Gefangene zu kastrieren, ist etwas, das nur für den billigsten Putin-Propagandisten logisch ist. US-Präsident stellt Putin infrage: Russland wirft Biden „undiplomatische Äußerungen“ und „Hysterie“ vor Der Kreml reagiert kühl, führende Politiker zeigen sich hingegen empört über die Äußerungen des US-Präsidenten. Sie seien schlimmer als Verbrechen, heißt es. Die Empörung in Russland über die Äußerungen von US-Präsident Joe Biden zu Kremlchef Wladimir Putins Verbleib an der Macht reißt nicht ab. Biden mache mit „erschreckender Regelmäßigkeit“ Äußerungen und Fehler, die schlimmer seien als Verbrechen, meinte der prominente russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow. Kossatschow reagierte damit auf Worte Bidens, nach denen Putin wegen des Krieges in der Ukraine nicht im Amt bleiben könne. Es habe Zeiten gegeben, da habe das Wort eines US-Präsidenten Gewicht gehabt, das sei nun vorbei, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat. Auch der Kreml hatte am Sonntagabend klargestellt, dass nicht die USA über die Führung in Russland entschieden. „Das entscheidet nicht Biden, der Präsident Russlands wird vom russischen Volk gewählt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow nach einer Rede Bidens in Polen. Der russische Parlamentschef Wjatscheslaw Wolodin warf dem US-Präsidenten „undiplomatische Äußerungen“ und „Hysterie“ vor. „Biden ist schwach, krank und unglücklich“, kommentierte Wolodin bei Telegram. „Die US-Bürger sollten sich schämen für ihren Präsidenten. Womöglich ist er krank. Es wäre richtig, wenn Biden sich medizinisch untersuchen lassen würde.“ Putin hingegen verdiene wegen seiner „Zurückhaltung“ Achtung. Der US-Präsident hatte vor historischer Kulisse im Innenhof des Warschauer Königsschlosses gesagt: „Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben.“ Zuvor hatte Biden Putin auch als „Schlächter“, „Kriegsverbrecher“ und „mörderischen Diktator“ bezeichnet. Russland hatte wegen der massiven Spannungen mit den USA zuletzt auch vor einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen gewarnt.
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