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Wer die AfD Nazis nennt, vergeht sich an der historischen Einordnung der Nazis Wer das Glück hatte, bei einem der NS-Experten schlechthin, Professor Karl- Dietrich Bracher, an der Universität Bonn Politikwissenschaft zu studieren, der weiß: Die Nazis waren eine totalitäre Partei, ein Mörderverein. Zwar vergleichbar mit anderen totalitären Parteien wie Stalins oder Maos oder Pol Pots Kommunisten, doch in der deutschen Ausprägung historisch einzigartig.+ Wer die AfD Nazis nennt, vergeht sich an der historischen Einordnung der Nazis. Wer Alice Weidel mit Adolf Hitler gleichsetzt, hat die Nazis nicht verstanden. Gerade für Sozialdemokraten sollte es ein Tabu sein, die wahren, historischen Nazis postum aus billigem parteitaktischem Kalkül und kurzfristigem machiavellistischen Gewinnstreben zu verharmlosen. Klingbeil sollte eine Lesestunde einlegen, falls er es genau wissen will, Karl Poppers „Offene Gesellschaft und ihre Feinde“ lesen. Es war die Lieblingslektüre von Helmut Schmidt. Und dann die Klingbeils Tatsachenbehauptung inhärente Wählerbeschimpfung: In Thüringen – wo Björn Höcke Parteichef ist – haben 30,7 Prozent der Wahlbevölkerung die AfD gewählt. Diese Wähler - alles Nazis? In Sachsen brachte es die AfD bei dieser Europawahl gar auf 31,8 Prozent. Jeder dritte sächsische Wähler - ein Nazi? In Brandenburg, wo seit der Wiedervereinigung ausschließlich sozialdemokratische Ministerpräsidenten amtierten, kam die AfD an diesem Wahlsonntag auf 27,5 Prozent. Jeder dritte Wähler ein Nazi? Es kann nicht sein, es ist Quatsch Frage: Wie kann es sein, dass 30 Jahre sozialdemokratische Regierung in einem Bundesland jeden dritten Wähler zum Nazi machten? Antwort: Es kann nicht sein, es ist Quatsch. In Brandenburg ist nicht plötzlich jeder dritte Brandenburger ein Nazi und wählt darum folgerichtig eine Nazi-Partei, nur haben eben die Menschen selbst in Brandenburg die Nase voll von der Partei von Lars Klingbeil. Selbst in ihrem Stammland schnitt die SPD nicht einmal halb so gut ab wie die AfD. Noch ein Wort zur CDU und der in dieser Partei mit Leidenschaft geführten „Brandmauer“-Diskussion. Die CDU hat einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit der AfD getroffen – und mit der Linkspartei. Letzteres dürfte sich als überflüssig erweisen – die Linke brachte es in Thüringen, wo sie den einzigen Ministerpräsidenten stellt, noch auf 5,7 Prozent. Am Wahlsonntag hat die Union ein weiteres Argument gewonnen für ihre Brandmauer – gäbe sie sie auf, müsste sie gleichfalls die Machtoption auf Regierungschefs in den Ländern aufgeben. In Koalitionen oder Duldungen von Union und AfD würde den Regierungschef nicht die CDU stellen können, sondern die AfD. Die CDU ist nicht stark genug.
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