Deutsche Autobauer steigern Exporte
Gigantische Umgehung der Sanktionen: Deutsche Autobauer steigern Exporte in Russlands
Nachbarländer um
9000 Prozent,Deutsche Autos
vor dem Export.
Viele werden bald auf Russlands Straßen fahren -
trotz aller Sanktionen.
Drei- oder sogar vierstellige Steigerungsraten in
weniger als zwei Jahren: Solch eine Entwicklung von
Verkaufszahlen verkünden börsennotierte
Unternehmen normalerweise gerne. Allerdings nicht, wenn es
um den Absatzboom der deutschen Autoindustrie
in Armenien geht. Oder in Aserbaidschan. Oder in Belarus.
Das Geschäft mit Autos und Kfz-Teilen in die
sogenannten GUS-Staaten in Russlands Peripherie boomt seit
dem vergangenen Jahr. Deutschland und andere
EU-Länder exportieren seit Kriegsbeginn deutlich mehr in
diese Staaten. Das gilt besonders für Autos und
Autoteile.
Armenien ist ein gutes Beispiel: Deutsche
Exporteure verkauften dorthin von Januar bis Oktober 2023
Autos und Autoteile im Wert von knapp 110
Millionen Euro. Das ist ein Plus von rund 1.000 Prozent
gegenüber dem gesamten Jahr 2021. Das zeigen
Daten des Statistischen Bundesamtes Destatis, die WELT
vorliegen. Auch die Kfz-Geschäfte mit Belarus,
Aserbaidschan, Kasachstan, Tadschikistan, Turkmenistan und
Usbekistan weisen hohe Wachstumsraten auf.
Besonders eindrücklich sind aber die Zahlen für
Kirgistan: Das bitterarme Land in Zentralasien hatte 2021, dem
Land vor dem Einmarsch Russlands in der
Ukraine, noch Kfz-Güter im Wert von lediglich drei Millionen
Euro aus Deutschland importiert. Seitdem ist der
Wert der Kfz-Importe aus Deutschland dramatisch angestiegen:
Allein für die ersten zehn Monate dieses Jahres
weisen die Destatis-Zahlen Kfz-Verkäufe im Wert von 292
Millionen Euro dorthin aus – ein Anstieg um mehr
als 9500 Prozent.
Das Umgehen der Sanktionen gegen Russland ist lukrativ
Experten gehen davon aus, dass ein Großteil dieser Exporte über die GUS-Länder nach Russland gelangen.„Diese Steigerungsraten lassen sich nicht mit dem Bedarf in den jeweiligen Ländern erklären“,
sagt Christian von Soest, Sanktionsexperte beim Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA).
„Man kann davon ausgehen, dass ein großer Teil des Zuwachses weiter nach Russland geht. Darunter sind wahrscheinlich auch sanktionierte Fahrzeuge und Maschinen.“
Seit Ausbruch des Krieges hat die EU ihre Sanktionen sukzessive verschärft: Produkte, die militärisch relevant sein können, dürfen nicht mehr nach Russland exportiert werden, darunter sind Drohnen oder
Ersatzteile für die Öl- und Gasindustrie, aber auch teure Waschmaschinen. In der Türkei und den ehemaligen Sowjetrepubliken blüht deshalb ein lukratives Geschäft mit der Umgehung von Sanktionen.