Was werden die größten Herausforderungen der Regierung unter
Merz? Sicherheitspolitik
AfD-Hochburg Tschernitz in Brandenburg Hier wählten 65 Prozent
die AfD
Mo 24.02.2025 | 19:30 | rbb24 Brandenburg aktuell
Tschernitz liegt im Landkreis Spree-Neiße, direkt an der Grenze zu Sachsen. 65 Prozent wählten
hier AfD. Was sind die Gründe dafür?
BERLIN Friedrich Merz wird wohl der nächste deutsche Bundeskanzler. Die wahrscheinlichste Koalition: Union und SPD. Die Verhandlungen
könnten jedoch schwierig werden.
Was ist passiert?
Die Union hat am Sonntag die Wahl mit 28,5 Prozent der Wählerstimmen gewonnen. Hinter ihr liegt neu die AfD mit 20,8 Prozent. Als große
Verliererinnen werden SPD und FDP gehandelt. Die Partei von Bundeskanzler Olaf Scholz hat ihr historisch schlechtestes Resultat eingefahren, die
Partei unter Christian Lindner hat sogar die Fünfprozenthürde verpasst. Lindner hat deshalb angekündigt, sich aus der aktiven Politik
zurückzuziehen.
Welche Koalitionen sind möglich?
Es ziehen fünf Parteien in den Bundestag ein: CDU, AfD, SPD, Grüne und die Linke. Die Aufgabe von Friedrich Merz wird es nun sein, eine
Koalitionsregierung zu bilden. Diese solle bis Ostern stehen, kündigte er nach der Wahl an. Wie Merz am 23. Februar 2025 ankündigte, will er eine
schwarz-rote Koalition mit der SPD. Diese brächte 328 Sitze ein (316 sind nötig). Ist Deutschland mit einer schwarz-roten Koalition regierbar?
Die Fronten zwischen der Union und der SPD sind verhärtet. So sagte Friedrich Merz noch am Abend vor der Wahl: «Links ist vorbei und man wird
nicht Politik für irgendwelche grünen und linken Spinner auf dieser Welt machen.» SPD-Chef Lars Klingbeil reagierte: «So spricht niemand, der
Kanzler für alle sein will – so spricht ein Mini-Trump.» Merz krebste am Wahlabend dann zurück: Er habe nicht über die SPD gesprochen, sondern
über die Demonstrierenden draußen, vor allem aus dem Lager der Antifa.
Was werden die größten Herausforderungen der Regierung unter Merz? Sicherheitspolitik
In einer TV-Sendung sagte Merz, seine absolute Priorität sei es, Einigkeit in Europa herzustellen und Europa so zu stärken, dass man «Schritt für
Schritt Unabhängigkeit von den USA erreichen» könne. Hier spielt Merz auf die Nato und die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands an, da Trump
mehrfach betonte, nicht mehr für die Sicherheit Europas aufzukommen.
Migrationspolitik
Merz kündigte an, am ersten Tag seiner Kanzlerschaft die Grenzen zu schließen und Asylbewerber an der Grenze abzuweisen. Er betonte, keine
Kompromisse mehr machen zu wollen. Die AfD, die nun mit 152 Sitzen zweistärkste Kraft im Bundestag ist, wartet bereits darauf, dass Merz seine
Wahlversprechen nicht erfüllt. «Es liegt an der Union. Wir halten die Blockadehaltung von Friedrich Merz für undemokratisch», so Alice Weidel.
LYNN SACHS
Aus dem Land vom Dienstag, 25. Februar 2025
Statements der Parteien und Sitzverteilung
BERLIN Einige Tage nach der Wahl zum 23. Februar 2025 gibt es viel zu bereden.
Hier eine Zusammenfassung der Partei-Statements.
CDU: Friedrich Merz macht Druck auf SPD für Koalition
Sofort nach der Danksagung machte Wahlsieger Friedrich Merz klar: Die Union will eine rot-schwarze Koalition mit der SPD. Es brauche klare
Botschaften in Richtung USA und europäische Geschlossenheit. Innenpolitisch sei der AfD-Erfolg ein letzter Weckruf gewesen.
Afd: Alice Weidel fordert Anerkennung
Die Partei pochte an der Medienkonferenz darauf, dass die anderen Parteien «zur Vernunft kommen» und ihren Kurs gegenüber der AfD überdenken.
«Wir haben gezeigt, dass wir Volkspartei sind. Wir strecken die Hand aus», so Alice Weidel.
SPD: Bedauern und der Blick nach vorne
Noch-
Kanzler Olaf Scholz übernahm Verantwortung. Für die Verhandlungen
mit der
CDU heißt der neue starke Mann wohl Lars Klingbeil: Der SPD-Chef will
auch
die Führung der Bundestagsfraktion übernehmen.
Grüne:
Zurück in Opposition – aber ohne Habeck
Die
Grünen werden wieder Oppositionspolitik betreiben müssen. Habeck
selbst
sagte, er wolle vorerst keine Führungsposition bei den Grünen mehr
wahrnehmen.
Die
linke: Verändern statt regieren
Einen
Überraschungserfolg erzielten die Linken mit Heidi Reichinnek. Jetzt
gehe es
darum, in der Opposition Sozialpolitik zu machen. «Uns ist wichtiger, zu
verändern, statt zu regieren. Das geht nur mit Gesellschaftsmehrheiten,
und die
finden wir auf der Straße.»
BSW:
Rechtliche Mittel
Sahra
Wagenknecht verpasste die Fünfprozenthürde extrem knapp. Sie
kündigte an, den «rechtlichen Bestand» der Wahl prüfen zu lassen, weil
ihr nur
13400 Stimmen fehlten.
FDP am
Ende
Am
Ende scheint die FDP. Christian Lindner gab schon am Sonntag seinen
Rückzug
aus der Politik bekannt, gestern folgte Generalsekretär Marco
Buschmann. PIR/DGR